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Das Konzept der Rennradgruppe wurde 1973 von Shimano auf den Markt gebracht: eine Gruppe von verschiedenen Komponenten am Fahrrad, die für sich alleine nicht besonders interessant wären, aber zusammen unter einem attraktiven Markennamen wie „Dura-Ace“ verkauft werden können. Ein brillanter Schachzug sowohl für das Marketing als auch für die Nutzerfreundlichkeit. Anstelle dass man sich um die ganzen Kleinteile einzeln kümmern muss, bekommt man den ganzen Antriebs-, Schalt- und Bremssalat in ein einzelnes Paket. So kann man den eigenen Hobby-Sprinter auch direkt mit den Edelrädern der Profisportler vergleichen. Shimano brachte den Radsport an den einfachen Mann. Und auch heutzutage bietet Shimano mit seinen verschiedenen Rennradgruppen einen einfachen Einstieg in den Radsport – egal, ob man eher mehr oder weniger in das Fahrrad investieren möchte. Einen Überblick über die vier „echten“ Rennradgruppen von Shimano findest Du hier in unserem Ratgeber.

Shimano Rennradgruppen in der Übersicht

Aufteilung aller Shimano Komponentengruppen nach Rang; Screenshot: https://productinfo.shimano.com/#/lc/2.1

Im Wettkampf kommt es letztendlich auf die körperliche und geistige Verfassung der Person an, die im Fahrrad sitzt, und der Beine, die in die Pedale treten. Trotzdem kann man anhand dem Namen der Rennradgruppe Schlüsse ziehen auf das Fahrrad und den Fahrer – ob das Fahrrad als Fitness- und Hobby-Gerät benutzt wird, oder ob es sich um einen ambitionierten Radsportler handelt, der sich eine möglichst optimale Umwandlung von Tretenergie in Antrieb wünscht. Anders gesagt: Ist das Fahrrad „bloß“ ein Vehikel zum Ausleben des Radsports (bzw. des Hobbies), oder ist das Fahrrad ein Bündel von Teilen, die es zu optimieren gilt, um das Maximum an Performance zu bekommen?

Anhand der folgenden Tabelle erhältst Du einen schnellen Überblick über die vier Rennradgruppen von Shimano – mit der jeweiligen Zielgruppe und voraussichtlichen Kosten (wobei Fahrräder im Angebot weitaus günstiger sein können), aber auch welche Optionen man bei der Gruppe hat (Scheibenbremse, elektrische Schaltung).

RennradgruppeGangschaltungenBremseSchaltungKosten Fahrrad mit GruppeKosten Gruppe ohne FahrradZielgruppe
Tiagra2x10 / 3x10Felge oder Discmechanisch~800€ - 1.600€~300 - 400€Hobby-Radler
1052x11Felge oder Discmechanisch~1.400 - 2.000€~400 - 500€Einsteiger, Trainingsrad
Ultegra2x11Felge oder Discmechanisch oder elektrisch (Di2)~2.000 - 5.000€~600 - 1.000€Amateursportler, gelegentlich Teilnahme an Radrennen wie Cyclassics
Dura-Ace2x11Felge oder Discmechanisch oder elektrisch-kabellos (Di2)~3.000 - 12.000€~1.000 - 4.000€Profisportler, regelmäßige Touren und Radrennen

Shimano Tiagra

Es ist eine schwere Entscheidung, wenn es darum geht, welche der Shimano-Gruppen die erste „echte“ (sprich: wettkampftaugliche) Rennradgruppe darstellt. Offiziell fängt es bei Shimano schon mit der Tourney (A070) an. Anderorts beginnt die Liste der Shimano-Rennradgruppen mit den nächsthöheren Gruppen Claris oder Sora. Diese Komponentengruppen bestehen ohne Frage aus effektiven und hochwertigen Fahrradteilen – wer mit dem Fahrrad zur Arbeit pendelt oder als Hobby quer durchs Land radelt, der wird mit diesen Gruppen voll zufrieden sein. Wenn es aber um den Radsport geht, ist das mit diesen Gruppen so, als würde man nur mit den Zehenspitzen ins Wasser tauchen.

Daher fängt unsere „seriöse“ Auflistung erst mit Tiagra an. Preislich gesehen kann man sich aber auch mit einem Tiagra-Rennrad noch im dreistelligen Bereich bewegen (was mit den hochwertigeren Gruppen relativ unmöglich ist), wenn man Glück hat. Trotzdem kann sich die Tiagra-Gruppe von der Qualität her voll mit der 105 messen. Es ist bloß so, dass die Tiagra gewissermaßen noch eine Vorstufe zu den anderen Rennradgruppen von Shimano darstellt. Die Tiagra ist eher noch im Bereich der All-Rounder anzusiedeln (Fitnessbikes, Cyclocross-Bikes, Reiseräder) – das sieht man auch daran, dass man die Tiagra wahlweise mit 2×10 oder 3×10 Gängen bekommt (Zweier-Kurbel oder Dreier-Kurbel). Die Version mit 3×10 Gängen erlaubt dem Fahrer mehr unterschiedliche Drehzahlverhältnisse, was ein Gefühl von Kontrolle gibt (→ mehr dazu hier: Übersetzung und Entfaltung). Aber im Radsport hat man eigentlich nur Zweier-Kurbeln und konzentriert sich auf maximal 22 Gänge – alles, was mehr Gänge hat, ist eher ein Freizeitrad.

Prinzipiell besteht eine weitreichende Kompatibilität zwischen den verschiedenen Shimano-Gruppen, doch eine volle Kompatibilität hat man nur, wenn die Anzahl der Gänge gleich ist. Daher kann es kompliziert sein, von Tiagra zu den höheren Rennradgruppen aufzurüsten (welche ausschließlich 2×11 Gänge haben).

Stärken der Shimano Tiagra

  • Guter Einstieg in qualitätsgeprüfte Komponentengruppen
  • Preiswert

Schwächen der Shimano Tiagra

  • Höhere Fertigungstoleranzen in der Herstellung, geringere Qualität als höherpreisige Komponentengruppen
  • einfachere / reduzierte Mechanik
  • reduzierte Gänge am Ritzel (10-fach)
  • geringere Qualität der verwendeten Materialien der Komponentenbestandteile

Shimano 105

Die 105er-Gruppe stellt die Einstiegsklasse unter den hochwertigeren Shimano-Gruppen dar. Denn die 105 teilt sich viele Eigenschaften mit Ultegra und Dura-Ace. Das wohl wichtigste Kriterium: Alle dieser Gruppen gibt es ausschließlich mit 2×11 Gängen. So sind diese drei Gruppen untereinander vollends kompatibel und man bekommt ungefähr das gleiche Fahrgefühl. Daher ist die 105 unsere klare Kaufempfehlung als erste Rennradgruppe für alle Radsport-Interessenten – später kann man das Rennrad progressiv mit einzelnen Ultegra- und Dura-Ace-Teilen aufrüsten (nur bei schon veralteten 105-Gruppen kann es Probleme geben).

Wie auch die anderen Rennradgruppen von Shimano bekommt man die Shimano 105 mit unterschiedlich großen Kassetten und Kettenblättern, wodurch unterschiedliche Drehzahlverhältnisse zu Stande kommen (→ mehr dazu hier: Übersetzung und Entfaltung). Kurz gesagt: Eine Gruppe mit großen Kettenblättern (53/39 Zähne) und kleinen Kassetten (11-28 Zähne) wird am ehesten im professionellen Radsport eingesetzt, um eine möglichst hohe Übersetzung zu bekommen. Die Kurbel wird dabei als „Standardkurbel“ bezeichnet. Die Version mit der „Kompaktkurbel“ hat kleinere Kettenblätter (50/34 Zähne) und größere Kassetten (11-32 Zähne), was eine komfortablere Übersetzung für Bergauffahrten erlaubt. Dazwischen gibt es auch eine Semi-Kompakt- bzw. Mid-Compact-Version.

Stärken der Shimano 105

  • Auf Augenhöhe mit Profi-Komponenten in der Mechanik
  • Preiswert
  • Etabliert und hohe Innovation
  • Hohe Qualität durch hochwertige Komponentenbestandteile und enge Qualitätsprüfung

Schwächen der Shimano 105

  • Höheres Gewicht als Profi-Komponenten
  • Innovativ, aber nicht die Speerspitze der neuesten Komponentengenerationen
  • Keine elektrische Schaltung verfügbar

Shimano Ultegra

Die Ultegra-Gruppe stellt den Bestseller unter den Rennradgruppen von Shimano dar. In bestimmten Sparten findet man ausschließlich Ultegra an den benutzten Rennrädern – gemeint sind ambitionierte Amateursportler, die auch mal bei Jedermannrennen (Cyclassics, Veloton) oder anderen Rennrad-Touren mitmachen (aber „noch“ keine Sponsoren haben). Von der Funktionalität gibt es kaum Unterschiede zwischen Ultegra und Dura-Ace, der Spitzenklasse von Shimano. Der größte Unterschied besteht im Material, weshalb die Ultegra-Gruppe ein höheres Gewicht auf die Waage bringt. Shimano Ultegra (wie auch die 105) werden von Profis oft an den Trainingsrädern benutzt.

Man hat bei der Ultegra die gleichen Optionen wie auch bei 105, was die Kettenblätter und Kurbeln angeht. Doch was ab Ultegra auch möglich ist: eine elektrische Schaltung (Di2). Es handelt sich bei Ultegra dabei um eine elektrische Schaltung mit Kabel – nur die Dura-Ace bekommt man mit einer kabellosen Schaltung. Elektrische Schaltungen werden oft als höheres Level an Professionalität eingestuft, doch dabei fahren Profis sowohl mit elektrischen als auch mit mechanischen Schaltungen. Bei einer elektrischen Schaltung kann man an verschiedenen Stellen am Lenker Schalter zum Anpassen des Gangs haben und die Schaltpräzision ist höher – aber dafür wiegt das System etwa 80g mehr.

Stärken der Shimano Ultegra

  • Auf Augenhöhe mit Profi-Komponenten in der Mechanik
  • Sehr geringes Gewicht
  • Höchste Innovation
  • Elektrische Schaltung verfügbar
  • Höchste Qualitätsprüfungsstandards und Fertigungstoleranzen

Schwächen der Shimano Ultegra

  • Hoher Preis

Shimano Dura-Ace

Die Dura-Ace-Gruppe stellt das Flaggschiff und die Spitzenklasse unter den Rennradgruppen von Shimano dar. Bei den Profirädern der Tour de France ist die Dura-Ace am häufigsten zu finden. Doch wie bereits bei Ultegra geschildert, besteht der hauptsächliche Unterschied im verwendeten Material der Komponentengruppe. Bei Dura-Ace kommt eine Mischung von Aluminium, Carbon und Titan zum Einsatz, wodurch sie etwas leichter ist – die Gruppe kommt in der Regel auf unter 2kg.

Außer den Profisportlern ist die Dura-Ace aber nur für die absoluten Optimierungs-Freaks und Fahrradfahrer mit Höchstambitionen von Interesse. Man bekommt hier das Beste vom Besten – ein besseres Fahrgefühl bekommt man mit keinem anderen Fahrrad (mit Shimano Komponenten), das es auf dieser Erde zu finden gibt.

Wie auch die Ultegra bekommt man die Dura-Ace wahlweise mit mechanischer oder elektrischer Schaltung (Di2). Im Unterschied zu Ultegra kommt die elektrische Schaltung hier jedoch ganz ohne Kabel aus, was einen weiteren Vorteil gegenüber Ultegra darstellt.

Stärken der Shimano Dura Ace

  • Höchste Innovation, allerneueste Komponentengenerationen
  • Geringstes Gewicht
  • Profi Equipment
  • Höchste Qualitätsprüfungsstandards und Fertigungstoleranzen

Schwächen der Shimano Dura Ace

  • Hoher Preis

FAQ

Welche Shimano-Gruppen gibt es?

In unserer Auflistung der „echten“ Rennradgruppen von Shimano haben wir nur Tiagra, 105, Ultegra und Dura-Ace mit aufgenommen. Ultegra und Dura-Ace gibt es auch in der Variante mit elektrischer Schaltung: Ultegra Di2 und Dura-Ace Di2. Außer der elektrischen Schaltung gibt es dabei keine wirklichen Unterschiede, obwohl diese Gruppen oft als unterschiedliche, hochwertigere Produkte vermarktet werden. Wir glauben jedoch nicht daran, dass die Di2-Gruppen einen besonderen Stellenwert verdienen – das ist bloß ein Marketing-Trick. Außer diesen Gruppen verkauft Shimano außerdem noch Tourney, Claris und Sora, doch diese Gruppen sind eher für Freizeitradler. Für Mountainbikes und Stadträder gibt es andere Gruppen von Shimano.

Was ist die Reihenfolge der Shimano-Gruppen?

Die Komponentengruppen unterscheiden sich natürlich vom Preis und der Qualität her. Von unten aufsteigend sieht die Reihenfolge so aus: Tourney, Claris, Sora, Tiagra, 105, Ultegra, Dura-Ace. Es gibt auch Ultegra Di2 und Dura-Ace Di2, aber der einzige Unterschied besteht dabei darin, dass die Schaltung elektrisch und nicht mechanisch ist.

Was ist besser: Shimano 105 oder Ultegra?

Rein von der Qualität her ist Ultegra nochmal ein Stück besser als 105. Trotzdem gilt auch die 105 bereits als solide, funktionale und verlässliche Rennradgruppe, mit der sich zahlreiche Touren absolvieren lassen. Auch besteht zwischen den drei höchsten Shimano-Gruppen (105, Ultegra und Dura-Ace) volle Kompatibilität, da die Anzahl der Gänge gleich ist. Deshalb ist die 105 sozusagen die Einstiegsklasse der Spitzengruppen – später kann man auch aufrüsten.