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Die Shimano 105-Gruppe stellt eine der klassischen, ausdauernden Rennradgruppen Shimanos dar, die seit Jahrzehnten auf dem Markt sind und regelmäßig aufgeneuert werden – wie auch die hochwertigeren Shimano-Gruppen Ultegra und Dura-Ace. In der Regel ist es so, dass die Neuerungen und Innovationen, die zuerst mit Ultegra und Dura-Ace eingeführt werden, nach ein oder zwei Jahren auch bei der 105 Einzug finden. Wenn man sich eine 105er kauft, bekommt man also im Prinzip eine etwas preiswertere Variante der Dura-Ace vom letzten Jahr mit nicht ganz so ausgefeilter Anfertigung. Doch merkt man die Unterschiede überhaupt als Fahrer? Wir beleuchten, was die neueren 105er-Gruppen ausmacht und was man dazu wissen sollte.

Besonderheiten der Shimano 105

RennradgruppeGangschaltungenBremseSchaltungKosten Fahrrad mit GruppeKosten Gruppe ohne FahrradZielgruppe
1052x11Felge oder Discmechanisch~1.400 - 2.000€~400 - 500€Einsteiger, Trainingsrad,
Gravelbike

Eine der wichtigsten Eigenschaften der Shimano 105 ist, dass sie seit 2015 Kassetten mit 11 Zahnkränzen hat – so wie ihre großen Schwestern Ultegra & Dura-Ace (man merkt dadurch auch, ob man es mit einer neueren oder älteren 105 zu tun hat – ältere 105er haben nur 10 Ritzel). Die Shimano 105 kommt seitdem ausschließlich mit 2×11 Gängen, dem Standard im Radsport. Auch die Anzahl der Zähne ist vorne und hinten mit Ultegra und Dura-Ace vergleichbar, doch oft kommt die 105 mit mehr Zähnen hinten und weniger Zähnen vorne, was sie tauglicher für Bergauffahrten und touren-orientierte Rennräder oder Gravel-Bikes macht (→ mehr dazu hier: Übersetzung und Entfaltung).

Ein Nachteil der 105-Gruppe ist, dass man sie nur mit mechanischer und nicht mit elektrischer Schaltung bekommt. Diese Option hat man nur mit Ultegra und Dura-Ace. Gegen eine mechanische Schaltung ist aber auch nichts einzuwenden. Es ist aber abzusehen, dass die Di2 Technologie in den nächsten Jahren auch bei der 105 Einzug finden könnte. Wenn sich elektrische Schaltungen weiter etablieren.

Shimano 105 vs Ultegra

Oft wird der Vergleich von der 105 zu der nächsthöheren Shimano-Gruppe Ultegra gezogen. Die Frage lautet dann, ob sich der Aufpreis überhaupt lohnt – schließlich sind 105 und Ultegra vom Aussehen und Aufbau her kaum zu unterscheiden. Auch ist das Fahrgefühl der 105 kaum zu unterscheiden von den höheren Rennradgruppen Shimanos.

Beispielsweise haben die Jungs von GCN einen „Blind Test“ gemacht, in dem sie die 105 sogar gegen die Dura-Ace antreten ließen (die höchste Schaltgruppe von Shimano, die an professionellen Rennrädern verbaut wird) → siehe Video hier: Shimano 105 Vs Shimano Dura-Ace bei Youtube. Den beiden eingefleischten Rennradfahrern fällt es schwer, die 105 von der Dura-Ace mit verbundenen Augen zu unterscheiden – das Fahrgefühl ist nahezu gleich, die Bremse und die Schaltung verhalten sich extrem ähnlich.

Doch besser ist besser und deswegen wird die 105 gemeinhin als Option für Einsteiger (oder das Trainingsrad oder Schlechtwetterrad) bezeichnet. Wir sehen die 105 eher als Einstiegsklasse in den professionellen Radsport – für alle mit aufblühenden Ambitionen als Radsportler (oder auch: für Studenten). Schließlich sind die neueren 105er-Serien (ab 2015) komplett mit den höheren Rennradgruppen von Shimano kompatibel, womit ein späteres Aufrüsten nicht so kompliziert ist.

Natürlich macht die 105 auch Sinn für alle, die mal auf ein Haus sparen oder aus sonstigen Gründen ein höheres ökonomisches Bewusstsein haben. Wie bei allen Produkten kommt man irgendwann an eine Grenze an, ab der man viel mehr Geld investieren muss und dafür nur ein geringfügig besseres Produkt erhält – bei den Schaltungsgruppen am Fahrrad stellt womöglich die 105-Gruppe diese Grenze dar (→ Das merkt man vor allem, wenn man die Preise der verschiedenen Gruppen miteinander vergleicht: Shimano Rennradgruppen).

Shimano 105 Schaltwerk

Bei allen Rennradgruppen Shimanos bekommt man zahlreiche Optionen zur Auswahl, wenn es um das Schaltwerk geht. Auch so bei der Shimano 105. In folgender Tabelle siehst Du alle möglichen Kassetten und Kurbelgarnituren der drei „echten“ Rennradgruppen von Shimano (105, Ultegra und Dura-Ace). Man kennzeichnet bei der Kassette gemeinhin bloß die Anzahl der Zähne des größten und des kleinsten Kettenblatts/Ritzels. Zusammen mit der Kurbelgarnitur lassen sich dann die „maximalen“ Übersetzungsverhältnisse berechnen.

Shimano GruppeKassettenKurbelgarnitur
Shimano 10511-28, 11-30, 11-32, 11-34, 12-2550/34, 52/36, 53/39
Shimano Ultegra11-25, 11-28, 11-30, 12-25, 14-28, 11-32, 11-3450/34, 52/36, 53/39, 46/36
Shimano Dura-Ace11-25, 11-28, 11-30, 12-25, 12-2855/42, 54/42, 53/39, 52/36, 50/34

Bei der Kassette hat die 105 fünf Optionen, bei der Kurbelgarnitur drei Optionen zur Auswahl. Die größtmögliche Übersetzung (vorne 53 Zähne, hinten 11 Zähne) ist ca. 4,8. Die kleinstmögliche Übersetzung ist 1 (sowohl vorne als auch hinten 34 Zähne). Außerdem ist zu beachten, dass das Gewicht der Kassette bzw. Kurbelgarnitur im Regelfall vom größten Kettenblatt/Ritzel abhängt (heißt: eine Kassette mit maximal 25 Zähnen wiegt deutlich weniger als eine Kassette mit maximal 34 Zähnen).

Im Vergleich zu den anderen beiden Shimano-Gruppen fallen zunächst kaum Unterschiede auf. Es gibt jedoch einige markante Unterschiede:

  • Die 105 hat keine 11-25-Kassette, sondern nur 11-28 (höheres Gewicht) und 12-25 (was die maximale Übersetzung etwas abschwächt).
  • Die Dura-Ace bekommt man mit maximal 55 Zähnen auf der Kurbelgarnitur, wodurch sich eine größtmögliche Übersetzung von 5 ergibt. Die 105 und Ultegra kommen beide maximal auf ~4,8.
  • Dafür bekommt man die 105 (und auch die Ultegra) mit größeren Kassetten mit bis zu 32 oder 34 Zähnen. Das macht die Bergauffahrt einfacher.

→ Fazit: Man sieht, dass die 105 (und gewissermaßen auch die Ultegra) konzeptionell eher für Bergauffahrten optimiert sind bzw. sich besser an Touren- und Gravelbikes („Schlechtwetterräder“) eignen. Die Unterschiede sind insgesamt aber nur geringfügig! Man bekommt mit der 105 immer noch ein solides, verlässliches Rennrad und kein Trekkingbike.

Shimano 105 Bremsen

Auch am Rennrad finden langsam aber sicher die hydraulischen Scheibenbremsen Einzug. So hat man bei der Shimano 105 auch die Wahl zwischen mechanischen Felgenbremsen und hydraulischen Scheibenbremsen. Diese Option steht seit 2018 mit der Shimano 105 R7020 Gruppe zur Verfügung.

Was davon besser ist, daran scheiden sich die Geister. Doch in vielen Radsport-Disziplinen und auch im Hobby-Sport siegt die Scheibenbremse und sie wird gemeinhin als Qualitätsmerkmal eines hochwertigen Fahrrads angesehen. Sowohl die Disc als auch die Hydraulik bringen zahlreiche Vorteile mit sich – mehr dazu erfährst Du in unserem Scheibenbremsen-Ratgeber. Vor allem, wenn man mit dem Fahrrad auch mal „offroad“ fährt oder auf dem Land unterwegs ist, würden wir definitiv zur Scheibenbremse raten. Das System bremst besser, hält mehr aus und ist wartungsarm.

Mehr Vor- und Nachteile der Scheibenbremse gibt es auch beim Fahrradaufbau Projekt zu lesen (Die besten Fahrradbremsen – Typen-Kunde und die Qual der Wahl).

Eine feinkalibrierte, richtig eingestellte Felgenbremse, die nicht zu stark beansprucht wird (sprich: sie wird immer richtig dosiert), kann es aber auch mit der Scheibenbremse aufnehmen. Außerdem ist die Felgenbremse immer noch deutlich günstiger in der Anschaffung und unkomplizierter in der Montage. Wer also lieber „klassisch Rennrad“ fahren möchte und alle alteingesessenen Eigenschaften des Rennrads haben möchte, greift zur Felgenbremse.