In diesem Beitrag

Festgefressene Schrauben gehören zum leidigen Alltag des Fahrradmechanikers. Da bastelt man schon Mal eine verrückte Konstruktion aus selbstgebauten Werkzeugen und Hebelarmen nur um eine Tretlagerschale zu lösen. Pedale können sich festfressen. Sattelstützen im Sattelrohr feststecken. Und SPD Cleats in den Schuhen einrosten. Und dann beginnt das große Leid „ich wollte doch nur kurz…“. Aber warum muss das sein? Gewinde sollten sich eigentlich nie festfressen. Und das geht ganz leicht. Aber wird von den meisten Hobby-Bastlern übersehen.

Die fahrstil hat kürzlich erst dem Thema Fett eine ganze Ausgabe gewidmet. Und das zurecht. Diese Edition und das fahrstil-Magazin generell mag ich sowieso jedem ans Herz legen:

Bild-Quelle: fahrstil.cc

Nun haben auch häufig genug auch andere Magazine und Format das Problem erkannt. Beispielsweise in diversen GCN Tech Videos.

Korrosion – Die Ursachen

Prinzipiell könnte man meinen die Quelle allen Übels liege in dem Material und dessen Wechselwirkung mit Sauerstoff. Es ist bei Stahl ja unabwendbar, dass Rost ansetzt früher oder später. Doch das ist nicht ganz richtig, es gibt viele Stellen an denen man selbst Hand anlegen kann. Und sogar muss. Viele Rost-Probleme sind hausgemacht.

Als Rost bezeichnet man das Korrosionsprodukt, das aus Eisen oder Stahl durch Oxidation mit Sauerstoff in Gegenwart von Wasser entsteht […]

Quelle: wikipedia

Diese theoretische Weisheit ist gut. Jedoch lässt es sich bei Schrauben und Fahrradkomponenten kaum vermeiden, dass Eisen/Stahl mit Sauerstoff und Wasser in Berührung kommt. Was tun?

Generell gilt:

  • bei Fahrradrahmen aus Stahl: In jedem Fall tiefe Kratzer und Dellen vermeiden (sowieso). Wenn es doch mal passiert, dann schnell ausbessern, denn der Lackschutz ist danach nicht mehr gegeben. Und kann eine Kettenreaktion auslösen.
  • Fahrradrahmen aus Carbon, Titan oder Alu: Diese sind deutlich widerstandsfähiger gegen Rost, oder sogar immun.
  • Schrauben und Komponenten: Hier muss man sehr sorgfältig arbeiten, und darum geht es in diesem Blogbeitrag.

Fett ist gut – aber…

Häufig genug passiert es, dass in einer Heimwerkstatt auf einen entscheidenden Punkt nicht geachtet wird. Nämlich die Verbindung, wo Metal aufeinander trifft, entsprechend zu fetten oder dem Material entsprechend zu behandeln. Hier ein paar Tipps aus meiner Werkstatt.

Nahezu alle Schraubverbindungen sollten gefettet werden um ein Festrosten zu verhindern. Egal ob Fahrradpedale, Cleats an den Clickpedalen, Schrauben zur Montage des Gepäckträgers, Fixierungen des Umwerfers und Schaltwerks, usw. Alle metallischen Schraubverbindungen, die außen am Fahrrad sind und mit Wasser (zB. Regenwasser) in Berührung kommen müssen gefettet werden.

Ausgeschlossen sind lediglich die Verbindungen, die bereits ab Werk mit Loctite beschichtet werden. Dies gilt für manche Lenkeraufsätze, Schrauben an Scheibenbremsen oder andere kritische Teile. Dort sieht man in der Regel bereits die blaue Loctite Beschichtung. Oder sollte bei Unsicherheit immer die Angaben des Herstellers beachten! Shimano erwähnt immer in den Anleitungen explizit, falls eine Verbindung mit Loctite zu versehen ist.

Schraubverbindungen zu fetten ist immer eine gute Idee am Rad.

Also welches Fett ist wirklich gut?

Shimano und alle Komponentenhersteller haben eine eigene „Special-Sauce“. Jedoch ist das Grundprinzip immer gleich: das Fett verhindert, dass sich Wasser direkt auf das Metall setzt und stehen bleibt. Da es deutlich „dicker“ ist und durch Wasser nicht verdrängt wird. Es ist also erst Mal wichtig, dass es Fett ist und nicht immer ein ganz spezielles sein muss. Im Bild oben verwende ich beispielsweise ein Shimano „Lagerfett“, welches speziell für Lager entwickelt wurde. Es tut sein Werk an Schraubverbindungen aber genau so gut.

Es muss für einzelne Schrauben nicht immer ein spezielles Fett sein.

Somit habe ich hier keine spezielle Empfehlung für euch, wenn es um allgemeines Fett geht. Das Lagerfett ist aber in jedem Fall eine gute Alternative. Häufig wird auch folgendes Fett einer Schweizer Manufaktur empfohlen, es hat etwas die gleichen Eigenschaften wie alle anderen Fette auch. Jedoch ist es fluorisizierend und damit sehr gut sichtbar. Außerdem hat es einen praktischen Pinsel im Topf integriert.

Letzte Aktualisierung am 23.05.2023 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Carbon Teile Fetten

Bei Carbon-Verbindungen muss man immer spezielle Montagepaste verwenden. Es gibt jedoch auch Produkte, die für beides gut sind: Metal und Carbon. So zum Beispiel das Shimano Anti-Seize.

Speziell für alle Fahrradteile entwickelt, auch für Carbon-Verbindungen.

Neben der wasserabweisenden Eigenschaft soll es auch gut für Schraubverbindungen sein. Denn hier wird angeblich auch dem Quietschen vorgebeugt. Was ich zwar für dieses Produkt speziell nicht bestätigen kann. Aber generell gilt tatsächlich, dass durch die Reinigung von Schraubverbindungen und fetten eben dieser die Geräuschkulisse reduziert wird. Dazu ein paar Tipps im eigenen Beitrag zum Fahrradquietschen.

Empfehlenswert ist in jedem Fall eine Lösung, die einen Pinsel integriert. Damit spart man sich separate Lösungen, die nur wieder unaufgeräumt und Schmierquelle sind.

Loctite

Kritische Stellen werden von Herstellern ab Werk bereits mit einer blauen Beschichtung auf dem Gewinde der Schraube versehen. Das ist Loctite. Dieses sort zum einen für einen Korossionsschutz als auch dafür, dass diese Verbindung sich nicht einfach löst. Gerade bei Scheibenbremsen und am Lenker sollte man darauf achten. Denkt also immer auch daran, dass es auch diese Ausnahme beim Einfetten von Schraubverbindungen gibt.

Dieses Mittel sollte auch in der Heimwerkstatt nicht fehlen. Denn sobald man Mal so eine Komponente wechselt, dann ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Und verhindert auch wieder ein Festfressen der Schrauben.

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Festgefressene Schrauben

Man kann noch so vorsichtig sein, doch festgefressene Schrauben sind nicht immer zu vermeiden. Wenn man den platten Reifen wechseln muss und eine Steckachse festschraubt, dann wird man unterwegs bestimmt kein Montagefett dabei haben. Da kann sich schon Mal schnell Schmutz und Wasser sammeln, was langfristig zu Problemen führt.

An einer anderen Stelle hatte ich folgenden Fall. Sobald die Schraube festsitzt dann kann es extrem schwer werden. In dem Fall war die Sechskant-Aufnahme schon durch und diese Gepäckträger-Schraube war nicht zu lösen. Da muss man oft kreativ werden. Und zum Beispiel mit dem Dremel einen Schlitz hineinschneiden, damit man mit dem entsprechenden Werkzeug und einen Hauch Gewalt irgendwie doch die Schraube raus bekommt. Für Schrauben deren Kopf dann ganz abbricht gibt es spezielle Aufsätze für die Bohrmaschine.

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Mit diesen Aufsätzen soll es möglich sein auch diese Probleme zu lösen. Hilft auch das nicht mehr weiter, dann bleibt nur noch Ausbohren. Aber das ist dann wirklich das allerletzte Mittel.

Manchmal muss man doch zu den rabiaten Methoden zurückgreifen, wenn wirklich nichts mehr geht. Mit einem Dremel kann man eine Aufnahme für Schraubenzieher hineinschneiden und fest sitzende Schrauben lösen.

Und hattet ihr schon Probleme mit einer festgefressenen Schraube? Schreibt eure Tipps gerne in die Kommentare.