In diesem Beitrag

Ein Fahrrad, das den Winter (oder mehrere Winter) im Keller verbracht hat, sollte eine umfassende Generalinspektion erhalten, ehe man sich in den Sattel schwingt. Doch wie bekommt man das am schnellsten über die Bühne, ohne dabei wichtige Schritte zu vergessen? Genau dafür dient der sogenannte „ABC Quick-Check“, der im englischsprachigen Raum Gang und Gäbe ist. Der Name dient dabei als elegante Eselsbrücke: Air, Brakes, Chain. Im Deutschen würde das einfach nicht funktionieren (Luft, Bremsen, Kette – LBK?). Vielleicht liegt es alleine an dieser Tatsache, dass es im Deutschen keine vergleichbare Eselsbrücke gibt, die als handliche Quick-Check-Anleitung am Fahrrad dient. Deshalb hoffen wir, Dir mit dieser (so weit wir wissen) ersten deutschen Version des ABC-Quick-Checks ein neues Verfahren zum Schnelldurchlauf der Fahrradwartung beizubringen. Dazu benötigen wir nur minimale Englischkenntnisse – man muss nur eine handvoll Vokabeln lernen.

ABC Schnell-Check in 2 Minuten

Zunächst sollte man jedoch wissen, dass es verschiedene Varianten des ABC-Quick-Checks gibt. Es geht immer um die gleichen Komponenten:

  • Air: Die Luft im Reifen.
  • Brakes: Die Bremsen des Fahrrads.
  • Chain: Die Kette des Fahrrads.
  • Quick: Die Schnellspanner (falls vorhanden) von Sattel und Laufrädern.
  • Check: Die Überprüfung des Fahrrads mit einer kurzen Testfahrt.

Doch es gibt erhebliche Unterschiede darin, auf welche Art (und wie ausführlich) jene Komponenten überprüft werden. An erster Stelle geben wir Dir daher die schnellste Version des Schnell-Checks, die sich am besten lohnt, wenn man das Fahrrad gut kennt und man den Komponenten des Fahrrads noch traut (sprich: das Fahrrad ist noch nicht so alt, fährt sich gut, hat noch keine Unfälle gehabt und wurde immer nur von Dir gefahren). Diesen Schnell-Check kann man vor jeder Fahrt durchführen und er benötigt nicht mehr als 2 Minuten.

  1. Air: Überprüfe den Luftdruck des Vorder- und des Hinterreifens. Drücke mit den Fingern auf den Reifen und versuche, ihn einzudrücken. Ein gut aufgepumpter Reifen sollte nur minimal nachgeben.
  2. Brakes: Überprüfe die Bremsen, indem Du erst probeweise die linke, dann die rechte Bremse anziehst und versuchst, das Fahrrad nach vorne zu schieben. Die Bremshebel sollten beim Anziehen noch etwas Abstand zum Fahrradlenker haben (damit man im Notfall noch stärker abbremsen kann).
  3. Chain: Überprüfe die Kette. Die Kette sollte sauber, gut geölt und leise sein. Eine trockene oder rostige Kette sollte man einer guten Kettenpflege unterziehen. Falls die Kette beim Fahren öfters abspringt oder über die Ritzel rutscht, sollte man die Kette ersetzen oder das Fahrrad zum Mechaniker bringen.
  4. Quick: Überprüfe die Schnellspanner von Sattel und/oder Rädern, falls vorhanden. Die Schnellspannhebel sollten in fester, geschlossener Position sein.
  5. Check: Überprüfe bei der Fahrt, dass alles funktioniert: Räder rollen rund und ordentlich, beide Bremsen funktionieren, Kette springt nicht ab und macht keinen Lärm. Alles, was laufen sollte, läuft flüssig und ohne Probleme. Alles, was festsitzen sollte, sitzt fest.

ABC Check – ausführliche Variante

Wie gesagt eignet sich die obere Variante nur für Fahrräder, denen man viel Vertrauen schenkt. Wenn man Zweifel am Fahrrad hat, sollte man sich viel eingehender mit jeder Komponente befassen. An einem gebrauchten Fahrrad können etliche unterschiedliche Defekte vorliegen, doch die ausführliche Variante des ABC-Checks deckt einen Großteil der häufigsten Defekte ab. Dieses Verfahren eignet sich für Fahrräder, die schon mehr als ein Jahrzehnt in Gebrauch sind, die von einer anderen Person gefahren wurden oder bei denen man schon merkt, dass manche Komponenten nicht mehr rund laufen.

A steht für „Air“ – Luft im Reifen

Überprüfe den Luftdruck beider Reifen. An den Flanken der Reifen sollte eine Angabe zu finden sein, wie viel Luftdruck (in bar) man in den Reifen pumpen sollte. Eine Standpumpe ist meistens in der Lage, den Luftdruck akkurat abzumessen. Bei Dunlopventilen funktioniert das leider nur suboptimal (weshalb an Sporträdern eher Sclaverand- und Autoventile Verwendung finden, mehr zu den Ventilen hier: Fahrradventile). Ansonsten reicht der Test mit der Hand oft aus: Der Reifen sollte nur minimal nachgeben und sich von der bloßen Hand nicht runterdrücken lassen.

Überprüfe außerdem beide Außenwände jedes Reifens auf eventuelle Schäden. Nach Unfällen (oder nach sehr starker Beanspruchung) kann es Risse in der Reifenflanke geben oder der Draht des Reifens kann herausragen. In diesen Fällen muss der Reifen ersetzt werden und es sollte mit dem Fahrrad nicht mehr gefahren werden.

B steht für „Brakes“ – Bremsen

Überprüfe die Bremsen – sowohl die Leistung der Bremshebel (und eventueller Rücktrittbremse) als auch den Stand der Bremsklötze (bei Felgenbremsen). Zuerst prüft man, ob jede Bremse in der Lage dazu ist, ein rollendes Rad abzubremsen. Stelle dafür am besten das Fahrrad auf den Kopf (oder befestige es an einem Montageständer) – das wird auch beim nächsten Schritt notwendig sein, wenn man wirklich sorgfältig vorgehen möchte. So lässt sich jedes Rad leicht einzeln drehen und man kann jede Bremse einzeln überprüfen.

Dabei lässt sich gleichzeitig prüfen, ob die Bremsklötze richtig positioniert sind (falls man eine Felgenbremse hat). Sie sollten Felgen und Reifen beim Rollen nicht berühren – falls das passiert, merkt man es schon daran, dass das Rad nicht so gut rollt und allmählich abbremst (das kann aber auch am Rad liegen). Wenn man die Bremse drückt, sollten die Bremsklötze nur die Felgenflanken berühren. Auch, wenn die Bremsklötze die Felgenflanken teilweise verfehlen, kann die Bremsleistung gemindert sein. Die Bremsklötze sollten außerdem noch nicht all zu aufgebraucht sein – wenn die Bremsklötze schon sehr dünn sind (dünner als 5mm), sollte man sich neue Bremsklötze besorgen.

Beachte außerdem, dass die Bremshebel nicht den Lenker berühren, wenn man abbremst. Denn man braucht für den Notfall noch etwas Spiel zwischen Hebel und Lenker, damit man noch stärker und schneller abbremsen kann.

C steht für „Chain“ und „Cranks“ – Ketten und Kurbeln

Überprüfe Ketten und Kurbeln. Falls das Fahrrad noch nicht auf dem Kopf steht, stelle es nun auf den Kopf. Drehe die Pedale mit den Armen in Fahrtrichtung und prüfe, ob die Kette richtig läuft. Prüfe die Kette in jedem Gang und gehe dabei sicher, dass die Kette immer eine ganze Runde macht. Falls die Kette immer an einer bestimmten Stelle springt, hat man wohl ein defektes Kettenglied. (→ mehr dazu hier: Kettennieter und Fahrradketten-Werkzeug Ratgeber)

Die Kette sollte überall einen Schmierfilm aufweisen und frei von größeren Schmutzpartikeln sein, die den Lauf der Kette behindern können. (→ mehr dazu hier: Pflege und Reinigung der Fahrradkette)

Falls die Fahrradkette trotz neuer Ölung noch Probleme aufweist (laut lärmt oder nicht richtig läuft), muss die Kette eventuell durch eine neue ausgetauscht werden.

Versuche außerdem, die Kurbelarme zu bewegen und sie vom Fahrrad wegzuziehen. Falls die Kurbelarme nicht fest sitzen und wackeln, müssen sie festgeschraubt werden.

Quick für „Quick Release“ – Schnellspanner

Auch das „Quick“ dient als Eselsbrücke, denn dabei geht es um die Schnellspanner, die bei vielen Fahrrädern zur Befestigung von Laufrädern und Sattel dienen. Überprüfe, ob die vorhandenen Schnellspanner vollkommen fest gezogen sind, die Laufräder nicht auf der Achse wackeln und der Sattel sich nicht verschieben lässt. In der Regel sollen Schnellspannhebel nach hinten hin positioniert sein, damit sich nichts an ihnen verfangen kann. Aber vor allem sollten die Schnellspannhebel nicht parallel zu den Rahmenstreben liegen, da in dem Fall nicht sicher ist, ob die Hebel wirklich komplett fest gezogen sind!

Check für die abschließende Testfahrt

Zum vollständigen ABC-Quick-Check gehört auch eine abschließende Testfahrt hinzu. Bei der Fahrt können noch zahlreiche weitere Defekte auffallen und auf das Fahrtgefühl kommt es am Ende schließlich an. Laufen die Räder rund oder eiert eines der Räder während der Fahrt? Wie funktioniert die Kettenschaltung in der Praxis? Hat der Reifen auch nach der kurzen Testfahrt noch den gleichen Luftdruck? Fällt sonst irgendetwas auf, was nochmal überprüft werden sollte?

Was tun bei einem Defekt?

Schön ist es, wenn das Fahrrad einfach fährt und alles läuft, wie es laufen sollte. Frustrierend ist es, wenn nicht. Wir haben in diesem Beitrag bereits einige Defekte und die möglichen Lösungen dazu geschildert – vieles davon schafft auch ein Laie ohne spezielles Werkzeug. Ein Ratgeber dazu, welche Reparaturarbeiten sich leicht selber erledigen lassen und welche man lieber dem Experten überlässt, findest Du hier: Fahrradreparatur – was selbst machen, was zur Werkstatt bringen?